Selbstversuch: Wieviel schaaf geht ins Schaaf
Ich bin ja mehr der “pikante” Esser im gewuerztechnischen Bereich, deswegen besuch ich auch des Oefteren meinen Asia-Markt um mich mit leckerern schaafen Zeug einzudecken.
Die Asiatin freut sich schon immer wenn sie mich sieht, denn bei mir wird sie ja auch immer das schon als grenzwertig zu bezeichnende schaafe Zeug los, welches Europaeer nich so besonders vertragen.
Und dann guckt sie meistens verschwoererisch, senkt die Stimme und schenkt mir noch was niedliches, das ich doch UNBEDINGT ausprobieren soll.
Mach ich natuerlich.
Heute:
Der ungeschoente Selbstversuch einer oeligen Substanz mit kleinen Kluempchen drin mit dem verfuehrerischen Namen “Saté Tom”, also Chillieoel/Paste mit Shrimps und Knofi drin, eine Spezialitaet aus Vietnam.
Doch zuerst einmal zur Verpackung:
Is schon ein niedliches Ding, fast schlank koemmt sie daher mit ihren 100 gr. Fuellgewicht, allerdings erweist sich die Versiegelung als ziemlich fies und hartnaeckig, weshalb da auf alle Faelle gutes Werkzeug gefragt ist, auch beim innenliegenden Verschlussnippel koemmt man nur mit roher Gewalt weiter.
Als putziche Dreingabe ist ein farblich auf den Deckel abgestimmtes Dosierloeffelchen mit eingeschweisst, welches vermutlich als Masseinheit dienen sollte, jedoch sich hartnaeckig weigert durch die eben dillettantisch freigeschnitze Oeffnung zu passen.
Doch nun zur Geschmacksanalyse:
Geruchlich liegen bei der olfaktorischen Probennahme deutlich Schrimps-Anklaenge auf den vorderen Raengen, perfekt untermalt von einem leichten Knoblaucharoma, welches sich wunderbar mit dem sich gerade im hinteren Rachenraum personifizierendem Schaerfeeindruck verbindet.
So schlimm kanns dann also nich sein.
Als Masseinheit der Dosis dient mir ein handelsueblicher Kaffeeloeffel, das Miniloeffelchen heb ich mir fuer was anderes auf.
Vor Rezeption dieser Substanz sollte man allerdings unbedingt darauf achten, diese durch Schuetteln in Emulsion zu bringen, die schweren Anteile setzen sich naemlich flugs nach unten ab und werden im oberen Bereich der Verpackung satt mit dunkelrotem Oel zuverlaessig vor weiterer Oxidation geschuetzt.
Und was soll ich sagen, das Zeug ist ueberwaeltigend.
Leider steht kein Vermerk ueber die Scoville-Einheiten auf der Verpackung, weshalb ihr euch hier janz auf meinen subjektiven Geschmackseindruck verlassen muesstet.
Schon beim geringsten Schleimhautkontakt breitet sich ein wohliges Schaerfegefuehl aus, welches sich in Sekunden zu einer explosiven Geschichte auswaechst, prickelnd und schmerzhaft zugleich, ja so muss es sein.
Dann treten Toene von geraeucherten Schrimps untermalt von einem unaufdringlichem Bouquet von Zitronengras charmant in den Vordergrund, im Abgang wird man sich der nicht zu geringen Menge an Knoblauch gewahr, welche geschickt das sehr luftiche leicht fischige Aroma umspielt und in einem grandiosen suesslichen Finale endet, parallel dazu verwandelt sich die erste Schaerfe gemainerweise in ein “unbedingt mehr” Gefuehl.
Eigentlich braeuchte man dafuer nen Waffenschein oder zumindest eine Legalisierung, so perfekt laesst es sich am Gaumen an. Absolute Kaufempfehlung!
Fuenf von fuenf Geschmackspunkten, leider reisst das Zeug nur vier von fuenf auf der Schaerfeskala, fuer Kimchi gewohnte Schaafe.
Da kann Koenigsvogel aus Holland mit seiner unsaeglichen Sambal-Manis-Ploerre einpacken.
Mal gucken was mein erster Versuchskandidat dazu sagt wenn er wieder des Sprechens maechtig ist.
Einen Nachteil musste ich allerdings auch entdecken:
Das Zeug versucht aus der Umverpackung zu fluechten indem es geschickt die Kapillarkraefte ausnuetzt und sich somit durch den Deckelrand quetscht.
Also nach Oeffnung immer nen Untersetzer druntertun, eure Tische werden es euch danken, es faerbt naemlich zu allem Ueberfluss auch noch.
April 19th, 2010 at 14:44
Oh, das würden wir gerne im Blog verkosten. Ich werde sofort eine Recherche in Auftrag geben, um eine Produktprobe für die Super-WG zu organisieren.
April 19th, 2010 at 14:46
Wenn es nicht schon
offenfast leer waere, haett ich es euch gerne zukommen lassen, das Zeug ist grandios.April 19th, 2010 at 15:24
Für alle Schafe zwischen Rhein und Ruhr könnte das hier eine Möglichkeit bieten: http://www.asianbrand.de (nein, bin ich nicht mit verwandt, nur zufriedener Asia-Kunde) :-)
April 19th, 2010 at 18:11
Und ich vertrag nix schaafes.. :( *neidvoll schaut*
November 6th, 2011 at 19:51
Hmm, bin jetzt etwas überrascht. Wir haben selber einen Asiashop ( http://www.king-kao.de), meine Frau ist Thailänderin. Thais essen scharf, meine Frau stammt aus dem Nordosten, dem Isaan, die essen dann noch etwas schärfer als scharf. Die vietnamesische Küche gilt wiederum als gar nicht so scharf. Habe etwas gegoogelt, werde mich mal mit dieser vietn. Firma “Cholimex” befassen, klingt interessant. Zu Kirsten: bin manchmal auch nahe dem Herzstillstand wenn ich dasselbe esse wie meine Frau