Lyrik am Dienstag

 

 

Gesetzt den Fall… 

Gesetzt den Fall, ihr habt ein Schaf gekränkt -

(”Gesetzt den Fall” heisst “nehmen wir mal an”) -,

gesetzt den Fall es hat den Kopf gesenkt

und ist euch böse – ja, was dann?

 

Dann solltet ihr dem Schaf was Liebes sagen,

ihr könnt ihm auch dabei den Rücken streicheln,

ihr dürft nicht “Na? Warum so sauer?” fragen,

ihr müsst dem Schaf mit Freundlichkeiten schmeicheln.

 

Sagt mir jetzt nicht: “Ich wohn doch in der Stadt,

wo soll ich da um Himmelswillen Schafe kränken?”

Ich gebe zu, dass das was für sich hat,

doch bitte ich euch trotzdem zu bedenken:

 

Ein gutes Wort ist nie verschenkt,

nicht nur bei Schafen, sondern überall.

Auch trefft ihr Schafe öfter, als ihr denkt.

Nicht nur auf Wiesen. Und nicht nur im Stall.

(Na wo denn noch?)

Robert Gernhardt

 

Hach, da wird mir ganz warm ums schaafsche Herz.

Posthum dankeschoen fuer diesen grandiosen Text. 

 

 

Möchtest du dazu määhen?